Es gibt Ziele, mit denen wohl jeder einverstanden ist. Bekämpfung der Armut, Naturschutz, Verringerung CO2-Ausstoss. Dafür gibt es viele Organisationen, einer der Stars ist South Pole. Eine Zürcher Firma, die wie eine Rakete abgehoben hat. Inzwischen mehr als 1200 Mitarbeiter, mehr als eine Milliarde wert – und überall auf der Welt engagiert im Klimaschutz.
Da werden Wälder aufgeforstet, Plastik rezykliert, Sonnenenergie gewonnen. Der damit eingesparte CO2-Ausstoss kann heutzutage gehandelt und verkauft werden.
Wer solche Zertifikate kauft und damit den eigenen CO2-Ausstoss kompensiert, darf sich «klimaneutral» nennen. Heute ein Image-Aufheller erster Klasse.
Kleines Problem: wie misst man genau den eingesparten Ausstoss, aus dem South Pole ein grossartig florierendes Geschäft gemacht hat? Und mit wem allem macht denn South Pole Geschäfte? Schon sind wir mittendrin in der Problematik. Denn auch bei Swissaid stellen sich diese Fragen. Es stellt sich die Frage, wie denn die Wirkung all der grossartigen Bemühungen um ökologische Landwirtschaft und die Verbesserung der Stellung der Frau genau gemessen werden. Und welche Kompromisse Swissaid dabei eingeht, wenn die Entwicklungsorganisation mit korrupten Regimes und Diktaturen wie in Nicaragua oder im Tschad zusammenarbeitet.
Bei South Pole ist herausgekommen, dass der saubere Klimaschützer auch mit Ölmultis wie Chevron, Total oder Shell zusammenarbeitet. Oder gar mit Gazprom. Dabei ist es South Pole natürlich bewusst, dass solche Deals nicht unbedingt imagefördernd sind. Also gibt es interne Anweisungen, dass man solche Kooperationen ja nicht an die grosse Glocke hängen soll, und dass auch die Firmen selbst den Deal mit South Pole vertraulich behandeln sollen.
Ein englisches Recherchenetzwerk hat zudem ein internes Protestschreiben ans Licht der Öffentlichkeit befördert: «Gegenüber der Öffentlichkeit wird die Botschaft verbreitet, dass das Unternehmen echte CO2-Einsparungen für alle erzielen und mehr Transparenz im CO2-Markt schaffen will.» In der Strategie und im Alltagsgeschäft sei davon aber immer weniger zu spüren. Stattdessen stelle das Unternehmen den Profit über seine Gründungsprinzipien; berichtet die NZZ.
Inzwischen wird mit dem Begriff «klimaneutral» so viel Schindluder getrieben, dass South Pole ihn aus seinem Wortschatz gestrichen hat. Solches Verhalten nennt man «Greenwashing». Also die Beihilfe dazu, dass sich Firmen ein grünes Image verschaffen und das als Marketing-Argument verwenden können. Wer dabei auf ein angeblich sauberes Unternehmen wie South Pole Bezug nehmen kann, ist noch besser dran.
Genau gleich geht es auch mit den «Projekten» von Swissaid. Auch Diktaturen wie in Nicaragua oder im Tschad, denen das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung völlig egal ist, können sich damit brüsten, dass es ja nette Helfer wie Swissaid gibt, die sich bemühen, die Not zu lindern. Das sei dann im Übrigen auch der Beweis, dass sogar die neutrale Schweiz an der Seite des Regimes stehe.
Das ist natürlich gelogen, aber aus genau solchen Gründen haben beispielsweise in Nicaragua die meisten NGO das Land unter Protest verlassen. Sie wollen nicht länger als Feigenblatt dienen und sich zudem vom Regime kontrollieren und gängeln lassen. Das sieht Swissaid entspannter. Die Organisation bleibt im Armenhaus Zentralamerikas und will sogar nicht, dass Journalisten ihre Tätigkeit dort anschauen.
Das sei zu heikel und gefährlich für die lokalen Mitarbeiter, behauptet Swissaid. Womit die Frage offen bleibt, was Swissaid denn dort genau zu verbergen hat.