Die Schweiz spielt durchaus eine wichtige Rolle in Kolumbien. Sie unterstützt den schwierigen Friedensprozess zwischen Überresten der Narco-Guerilla und der Regierung, Erst vor Kurzem war ein weiteres Friedensabkommen in Havanna unterzeichnet worden, unter der Schirmherrschaft der kubanischen Regierung.
Aber auch Hilfsprojekte haben Alain Berset interessiert, speziell Projekte zur Stärkung der Zivilgesellschaft, zur Förderung politischer Teilhabe. Alles Themen, denen sich Swissaid seit 1974 in Kolumbien widmet. Unterstützt vom Deza verballert die Schweizer Hilfsorganisation dafür pro Jahr 1,355 Millionen Franken. Auf seiner Webseite verkündet Swissaid wie immer hehre Ziele und Absichten:
«Nur wenn die Lebensgrundlagen von Frauen und Männern in ländlichen Gebieten verbessert werden und eine Politik zugunsten der kleinbäuerlichen, indigenen und afrokolumbianischen Bevölkerung gefördert wird, ist in Kolumbien Frieden möglich.»
Ganze sechs «laufende Projekte» seien diesen edlen Plänen verschrieben. Dafür setzt sich ein ganzer Tross von Mitarbeitern ein, dirigiert vom mehrstöckigen Büro in der Hauptstadt Bogotá.
Ideale Voraussetzungen eigentlich, dass der Bundespräsident im 75. Jubiläumsjahr von Swissaid mal ein solches Projekt vor Ort besucht. Damit würde er doch die Bedeutung der Arbeit von Swissaid würdigen und der Hilfsorganisation einen schönen Schein der offiziellen Anerkennung der Schweiz verleihen, was für zukünftige Projekte sicherlich hilfreich wäre.
Nachdem sich aber im Reiseprogramm kein Hinweis auf einen solchen Besuch finden liess, fragte SELBSTAID direkt beim EDA nach. Und bekam die verblüffende Antwort: «Der Besuch eines Projekts von Swissaid ist im sehr dichten Programm dieser Reise nach Kolumbien nicht vorgesehen.»
Das ist ernüchternd. Einerseits die Betonung der Wichtigkeit solcher Projekte und des Schweizer Engagements in Kolumbien, aber andererseits fand sich kein Platz im Programm, um eine solche Wohltat von Swissaid zu besuchen. Könnte das vielleicht daran liegen, dass selbst das EDA der Auffassung ist, dass es lohnenswerte Projekte in Kolumbien gibt – und solche, die nicht unbedingt der Rede wert sind?
Oder liegt es daran, dass die lokale Swissaid-Chefin sich vielleicht immer noch auf Tournee durch die Schweiz befindet, wo sie Schulklassen besucht, die sich durch besonders eifriges Spendengeldsammeln ausgezeichnet haben?
Man weiss es nicht, aber da solche Staatsbesuch sorgfältig vorbereitet werden, lässt diese Auskunft tief blicken.