Die Schweizer Stiftung verpulvert Spenden. Marc Ummel ist bei der Hilfsorganisation Swissaid der «Verantwortliche Dossier Rohstoffe». Er hat keine Ahnung. Das ist aber teuer.
Ummel ist ein Reisewunder. Bei der Bettelaktion für die Finanzierung des von ihm verantworteten «Gold-Reports» von Swissaid waren für «Reisespesen» ganze 500 Franken eingesetzt. Mit diesem Taschengeld schaffte es Ummel, an eine Goldkonferenz nach Lissabon zu reisen. Dort nahm er dann an einem Galadinner teil, das Eintrittsbillett für die Veranstaltung kostete über 2000 Dollar.
Auch nach Dubai zog es den Jungfunktionär, ebenfalls kein billiges Pflaster. Aber vielleicht war er auch eingeladen, denn bei seinem Referat fand er nur lobende Worte für die Golddrehscheibe Vereinigte Arabische Emirate. «Ich bin sehr geschmeichelt, hier zu sein», zeigte er einleitend morgenländische Höflichkeit. Bis zu 90 Prozent des afrikanischen Goldes werde über die VAE gehandelt, weiss Ummel. Um seine Gastgeber dann mit Lob zu überschütten:
«Hier hat es gute Verbesserungen gegeben. Es ist nicht nur Verantwortung, sondern auch eine Möglichkeit, positive Auswirkungen zu veranlassen. VAE haben sich hier engagiert, mit positiven Resultaten. VAE ist auf dem richtigen Weg, und wir freuen uns, die positiven Effekte dieses Engagements in den kommenden Jahren zu sehen.»
Ob er unter Persönlichkeitsspaltung leidet? Denn in seinem «Gold-Report» im Namen von Swissaid findet er harsche Worte, um Dubai als ganz dubiosen Umschlagplatz von Gold aus «dunklen Quellen» zu denunzieren. Hier werde mit Gold aus dem Sudan, aus Bürgerkriegsgebieten gehandelt, mit Gold, das durch Kinderarbeit gewonnen werde, mit dem Erlös würden dann Waffen gekauft. Aber wes Brot ich ess, des Lied ich sing, das scheint die Devise von Ummel zu sein.
Wir hätten gerne gewusst, was er zu diesen Widersprüchen und zu einigen weiteren Fragen zu antworten hat. Aber so gross er auch im Austeilen ist, auf eine mögliche Kritik an seiner Person reagiert er sehr, sehr dünnhäutig – nämlich überhaupt nicht.
Dabei hätten wir so gerne von ihm gewusst, über welche wissenschaftlichen Qualifikationen er eigentlich verfüge – und ob er ein Salär von 50’000.- Franken für fünf Monate Mitwirkung an diesem Goldreport von Swissaid für angemessen halte. Genauso hätte uns interessiert, wieso er nie auf den Vorwurf einer Schweizer Goldraffinerie reagierte, dass in seinem Bericht alleine bei dieser Firma 46 nachweisbare Fehler enthalten sind. Wir hätten auch gerne gewusst, wieso er und Swissaid es lieber auf einen teuren Prozess wegen Persönlichkeitsverletzung ankommen lassen, den diese Firma schliesslich anstrengte, statt diese Fehler wie angeboten einvernehmlich zu korrigieren.
Schliesslich hätten wir gerne gewusst, wieso ein vertrauliches Schreiben, das Bestandteil der Prozessakten ist, von Swissaid an die Medien durchgestochen wurde, um ein möglichst positives mediales Umfeld für den anstehenden Zivilprozess zu schaffen. Eigentlich bestätigte die Eidg. Zolldirektion dieser Goldraffinerie, dass sie sich an sämtliche Vorschriften, Regeln und Gesetze gehalten habe. Aber Swissaid machte daraus eine «Rüge», was die so angefütterten Medien gerne kolportierten. Dann übergab Swissaid die Medienresonanz dem Gericht, als Beweis für die Richtigkeit ihrer Behauptungen. Zwischenerfolg: der für den 20. September geplante erste Verhandlungstag wurde verschoben.
Leider bekamen wir auf unsere Fragen keine Antworten von Ummel. Die aus Spenden- und Steuergeldern finanzierte Stiftung Swissaid teilte schon früher mit, dass sie auf keinerlei Fragen mehr antworten wolle. Eingeschnappt.
Im Goldreport fordern Ummel und seine fürstliche bezahlten Mitstreiter Transparenz, Transparenz und nochmal Transparenz. Zudem das Einhalten höchster moralischer Standards und ethischer Vorschriften.
Aber das scheint nicht für sie selbst zu gelten. Transparenz, was das eigene Einkommen betrifft? Eine Erklärung, wie es ethisch zu verantworten ist, im Goldreport Dubai harsch zu kritisieren, vor Ort dann aber in die Harfe zu greifen und in Lobeshymnen auszubrechen?
So etwas nennt man ausserhalb von Entwicklungshilfsorganisationen Heuchelei und Opportunismus. Innerhalb ist es business as usual, wird Hilfe zur Selbsthilfe, wie ein Slogan von Swissaid lautet, gerne neu interpretiert: das bedeutet, sich selber helfen. Auf Kosten von anderen in der Welt herumgondeln, auf Kosten von anderen Klageschriften verfassen, die keiner oberflächlichen Überprüfung standhalten. Auf Kritik nicht reagieren. Es lieber auf einen Prozess ankommen lassen, als offensichtliche Fehler einzugestehen. Auf andere mit dem Finger zeigen, aber sich selbst mehr als fragwürdig benehmen.
Was freiwillige und unfreiwillige Spender und Sponsoren von Swissaid von einem solchen Gebaren wohl halten?