Schon unter normalen Umständen ist die Entwicklungshilfe von Swissaid nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. Wenn aber viele Tropfen fallen, dann löst sich noch das Wenige auf, das Swissaid erreicht hat:
«Die Küstenregionen von Mtwara und Lindi sowie Morogoro, wo SWISSAID aktiv ist, sind besonders betroffen. Die Bäuerinnen und Bauern können ihre tägliche Arbeit nicht mehr verrichten: Fischteiche wurden verwüstet, Bauernhöfe überflutet und Strassen zerstört.»
Und: «Es wird erwartet, dass die Regenfälle bis in die dritte Maiwoche anhalten werden.»
Aber: «SWISSAID beobachtet die Situation weiterhin genau und steht in Kontakt mit den lokalen Regierungsbehörden in den Projektgebieten, um den von den Überschwemmungen betroffenen Bauern und Bäuerinnen Nothilfe zu leisten.»
Dafür setzen sich der Programmverantwortliche Peter Aeberhard und die Leiterin des Koordinationsbüros Betty Malaki persönlich ein. Nun verbrät Swissaid seit 1972 Spenden- und Steuergelder in Tansania. Nicht nur wegen Umweltkatastrophen versickert diese Hilfe sinn- imd zwecklos. Zurzeit laufen dort 7 Projekte mit einem Jahresbudget von 1,5 Millionen Franken.
So ist es Swissaid gelungen, an Goldminenarbeiter «160 Paar Handschuhe, Helme, Reflektoren, Sicherheitsstiefel und Schutzbrillen» zu verteilen. Das vermeldet Swissaid, ohne rot zu werden. Denn es gibt über 300’000 Minenarbeiter in Tansania.
Daneben kümmert sich Swissaid auch um den Ackerbau. All diese Bemühungen scheinen nun durch die Regenfälle und Überschwemmungen hinweggefegt zu sein.
Aber nach der Hilfe ist vor der Hilfe. Denn wenn die sozusagen normale Hilfe mal wieder spurlos untergeht, dann gibt es ja immer noch die Nothilfe. Daher : «SWISSAID bereitet sich darauf vor, den betroffenen Bauern und Bäuerinnen Nothilfe zu leisten.»
Allerdings kann Swissaid das natürlich nicht alleine:
Besonders neckisch ist hier die dritte Spendenmöglichkeit. Vorgegeben sind 300 Franken, aber man kann auch gerne noch was drauflegen oder den Betrag bis auf 1 Franken heruntersetzen, je nach Grösse des Portemonnaies.
Während aber weiter oben noch forsch Nothilfe angekündigt wird, formuliert Swissaid hier entschieden vorsichtiger:
«SWISSAID ist daran, die Schäden aufzunehmen und bereitet sich vor, wo nötig und möglich Hilfe zu leisten.»
Also zuerst sollen mal in aller Ruhe die Schöne katalogisiert werden, dann kommt die Vorbereitungsphase, und dann wird Hilfe geleistet, allerdings nur, wo nötig, Das ist schön, dass nicht unnötig geholfen wird. Allerdings auch nur da, wo es möglich ist. Wo also der Swissaid-Mitarbeiter im klimatisierten SUV ohne Probleme hinkommt.
Nun sind Unwetterkatastrophen immer schlimm, und selbst die USA waren im Fall von Kathrina und New Orleans ziemlich überfordert, damit umzugehen. Auf der anderen Seite ist es kein neues Phänomen, dass es in Tansania eine Regenzeit gibt. Seit 1972 wäre es vielleicht denkbar gewesen, statt Sensibilisierungskurse zur Rolle der Frau in der Gesellschaft handfeste Ratschläge zu erteilen, wie man mit möglichst wenig Mitteln die Schäden von Überschwemmungen zumindest eindämmt.
Das würde sie nicht vollständig ungeschehen machen, wäre aber eine sinnvolle und ertragreiche Hilfe. Noch sinnvoller wäre es vielleicht, Druck auf die Regierung auszuüben; die amtierende Präsidentin steht einem mehr als wackeligen demokratischen System vor, das wie überall in Afrika von schwerer Korruption und Misswirtschaft daran gehindert wird, die Erträge aus den zahlreich vorhandenen Bodenschätzen sinnvoll einzusetzen.
Denn trotz (oder vielleicht gerade wegen) Swissaid haben weniger als 20 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom oder Trinkwasser. Analphabetismus, schreckliche Infrastruktur, auch Tansania leidet unter den üblichen Problemen, die dadurch entstehen, dass eine geldgierige Oberschicht sich die Gewinne abgreift, während Entwicklungshilfsorganisationen wie Swissaid Pflästerchen kleben.
Denn nach der Überschwemmung ist vor der Überschwemmung, nach der Nothilfe ist vor der Nothilfe. Gefangen in einem ewigen Kreislauf.