Daher sollte sich vor allem ihr Präsident etwas mit politischen Krachern zurückhalten. Vor allem, seit er nun der einzige Chef ganz oben ist.
Sonst könnte er dafür sorgen, dass die zurzeit diskutierten Sparmassnahmen auch Swissaid treffen. Das ist Fabian Molina persönlich eher egal. Sein Einkommen als Nationalrat hat er (zurzeit) auf sicher, dazu noch Nebenämtlchen und Pöstchen. Die schönen Parlamentarierreisli nicht vergessen. Und schliesslich muss der Präsident von Swissaid auch immer mal vor Ort nach dem Rechten schauen, dass das Geld auch korrekt verpulvert wird.
Und weder als Parlamentarier, noch als Swissaid-Präsident ist es ihm zuzumuten, in der Holzklasse und vor Ort per ÖV zu reisen. Schliesslich verlangt die Würde des Nationalrats und auch das Ansehen von Swissaid, dass Molina etwas repräsentativer, bequemer und teurer unterwegs ist.
Nun hat Molina mal wieder einen rausgehauen:
«Bundesrätin Keller-Sutter macht unser Land kaputt! Würden die Vorschläge der Gruppe Gaillard umgesetzt, wäre in der Schweiz fast nichts mehr, wie es ist. In Gefahr ist nicht weniger als die soziale Schweiz, der nationale Zusammenhalt und die internationale Vernetzung der Schweiz.»
Nun handelt es sich hier lediglich um Vorschläge, dazu von einer Expertengruppe, deren Expertise über jeden Zweifel erhaben ist. Aber schon die SP selbst kreischt: «Angriff auf die soziale Schweiz». Da muss Molina natürlich noch einen drauflegen, das nennt man Erregungsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit.
Allerdings: einer amtierenden Bundesrätin wegen Sparvorschlägen vorzuwerfen, sie mache «unser Land kaputt», das ist schon ein starkes Stück. Ganz abgesehen von der Frage, was Molina eigentlich selbst bisher getan hat, um das Land nicht kaputt zu machen (die Teilnähme an unbewilligten Saubannerzügen kann sicherlich nicht dazu gehören): wieso muss sich der Präsident immer so im Ton vergriffen?
Wegen blossen Sparvorschlägen, über deren Umsetzung noch überhaupt nichts bekannt oder beschlossen ist, hyperventiliert Molina mal wieder. Gleich die «soziale Schweiz» sei in Gefahr, dazu der nationale Zusammenhalt, für den sich Molina höchstselbst unermüdlich einsetzt, indem er politisch zu spalten versucht, wie er nur kann.
Und schliesslich die «internationale Vernetzung». Das ist nun eine recht clevere Formulierung. Denn eigentlich will Molina sagen: Hände weg von den Millionen, die in der Entwicklungshilfe verlocht werden.
Die nützt zwar den Armen der Welt nicht wirklich viel, vor allem nicht im Fall von Swissaid. Aber dank diesen Multimillionen können in Bern jede Menge Sesselfurzer der Organisation auskömmlich leben; führende Manager verdienen so viel, wie sie in der freien Wirtschaft niemals bekämen.
Und wozu Swissaid einen Präsidenten wie Molina braucht, der eigentlich nichts Sichtbares für seine NGO tut, aber ständig versucht, sich selbst in die Öffentlichkeit und ins Scheinwerferlicht zu bugsieren, diese Frage könnte sich der vielköpfige Beirat doch einmal ernsthaft stellen.