Hier kann der Geschäftsleiter Markus Allemann etwas für sein üppige Gehalt tun und meckern. «Wir sind kein Selbstbedienungsladen», lautet der angriffige Titel seines Editorials. Ihm stösst sauer auf, dass sich das Schweizer Parlament an die verpflichtende Schuldenbremse halten will. Oder wie Allemann das formuliert:
«Doch jetzt bremst uns die Bremse mehr, als für die Sicherheit der Schweiz gut sein kann. Die geplanten, hohen Zuschüsse an die Armee zulasten der Entwicklungszusammenarbeit belasten die Schweiz mit einer Schuldenlast, die nachhaltig Schaden anrichten wird.»
Man muss wohl Entwicklungshelfer sein, um diese Logik zu verstehen. Aber damit hat sich Allemann erst warmgelaufen:
«Der jetzt drohende Kahlschlag wird leere Regale hinterlassen. Die Mehrheit des Parlaments nimmt damit den Hunger, die Migrationsströme, die Radikalisierung und weniger Stabilität in der Welt in Kauf, der Bundesrat schaut weg und erteilt eifrig Kürzungsaufträge.»
Ein Kahlschlag, wenn die Unterstützung von Projekten eingestellt wird, deren Wirkung völlig unklar ist? Was für ein Unsinn. Doch nun ist Allemann auf dem Höhepunkt seiner Schreibkunst angekommen: «Die Schuld der offiziellen Schweiz am Elend der Welt wächst mit ihrer kurzsichtigen Anwendung (gemeint ist die Schuldenbremse, Red.).»
Damit wir Allemann richtig verstehen: er behauptet, kleine Kürzungen am Budget der Schweizer Entwicklungshilfe würden leere Regale in der Dritten Welt hinterlassen, die «offizielle Schweiz» mache sich mitschuldig an nichts weniger als dem «Elend der Welt». Dagegen trage Swissaid «täglich» zu einer stabileren Welt bei.
Wer dermassen verblendet Parlament und Regierung beschimpft, pauschal eine Mitschuld am Elend der Welt unterstellt, dagegen behauptet, Swissaid hingegen trage täglich zu einer stabileren Welt bei – hat der den Kontakt zur Realität weitgehend oder vollständig verloren?
Dann barmt ein Artikel: «Im Tschad beispielsweise kostet das Kilo Reis heute doppelt so viel wie vor einem Jahr.» Furchtbar – aber ist Tschad nicht eines der Länder, in dem Swissaid tätig ist – seit 1965? Wo Swissaid alleine im letzten Jahr 1’615’930 Franken verbraten hat? Und all diese Bemühungen, seit nun fast 60 Jahren sind für die Katz? Lindern nicht das Elend? Gleich schlimm sei es in Myanmar und Indien, fährt der Artikel fort, Auch dort seien die Lebensmittelpreise um 80 Prozent gestiegen, «gleichzeitig verdienen die Haushalte 40 Prozent weniger als im Vorjahr».
Furchtbar. Aber ist Swissaid nicht seit 1992 in Myanmar tätig und gibt dort 2’113’401 Franken aus? Und in Indien werkelt Swissaid seit 1960 an einer Verbesserung der Lage; 1’573’575 Franken lässt es sich die NGO kosten.
Also entweder sind das Tropfen auf riesige, heisse Steine und nützen schlichtweg nichts. Im Gegenteil, die Lage scheint sich ständig zu verschlimmern. Oder aber, die Kleckerbeträge nützen doch etwas, nur merkt man nichts davon. Auf jeden Fall sollte die einzig logische Schlussfolgerung daraus sein, dass es überall, wo Swissaid tätig ist, schlimmer und schlimmer wird: aufhören. Seinlassen.
Ist doch vernünftig vom Schweizer Parlament, Zahlungen, die dazu beitragen, dass es schlimmer und nicht besser wird, eingestellt werden. Der einzig bedauerliche Effekt wäre vielleicht: Allemann müsste sich einen anderen wohldotierten Posten suchen. Das wäre dann allerdings nicht so einfach.