Die NGO lässt sich ihre Projekte gern fremdfinanzierten.
In der Region Boboye in Niger (bitte Nischee aussprechen) sorgt Swissaid für sauberes Trinkwasser. Sehr schön. Das Glück dort wird solange dauern, wie es dauert. Da auchbin Niger das Elend nicht ab-, sondern zunimmt, darf man nicht zu optimistisch über die Nachhaltigkeit sein.
Unterstützt wird das Projekt von dem Vermögensverwalter Arete Ethik Invest AG. Die entstand aus einem Management Buyout der ehemaligen Hack & Aufhänger Schweiz im Jahr 2021. An dem Finanzhaus ist auch die Thurgauer Kantonalbank mit 25 Prozent beteiligt.
Auf ihrer Webseite gibt Arete an: «Vermögensverwaltung für ethische Geldanlagen – seit 1995». Was das genau sei? Einfach: Ethisch zu investieren, bedeutet sich an Gutem zu beteiligen.» Sonst noch Fragen?
Laut eigenen Angaben verwaltet Arete rund 500 Millionen Franken Vermögen. Dafür arbeiten 5 Mitglieder des Verwaltungsrats, insgesamt 21 Angestellte mit so klingenden Titeln wie «Senior Portfolio Manager» oder «Senior Ethik-Analyst» oder «Mitglied Investment-Committee».
Und dieses Finanzhaus kann sich im Swissaid Magazin damit brüsten, dieses Wasserprojekt zu unterstützen. Wunderbar.
Allerdings stellt sich da doch eine Frage. Bei so vielen Mitarbeitern und doch eher bescheidenem Anlagevermögen gleicht es einem Wunder, wenn da noch viel Ertrag übrig bleibt. Denn nehmen wir einmal an, das Durchschnittsgehalt bei Arete Ethik beträgt bescheidene 250’000 Franken (im Banking eher untersortiert, inbegriffen seien zudem alle Sozialleistungen und die Kosten der Infrastruktur). Das bedeutet also, dass schon mal über 5 Millionen Franken Kosten anfallen, bevor an die Ausschüttung von Erträgen gedacht werden kann. Ziehen wir dann noch die üblichen Kick-Backs, Kommissionen und Fees ab und gehen von einer Rendite von 3 Prozent aus, dann bleiben von der Bruttorendite von 15 Millionen nicht wirklich viel übrig, so nach Abzug aller Unkosten.
Aber schön, dass es dennoch möglich ist, Swissaid bei der Wasserversorgung in der Region Boboye zu unterstützen. Allerdings werden beim Jubel-Interview mit dem CEO Roman Limacher von Arete keine Zahlen genannt. Mit Zahlen ist es da sowieso eine Sache. Arete führt ihre Geschäftstätigkeit aufs Jahr 1995 zurück. Nur gab es sie damals noch gar nicht. Sondern der «Prime Values Ethik Fonds» der Dr. Höller Vermögensverwaltung erblickte das Licht der Welt. Die wurde dann 2009 von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers geschluckt. Und 2021 kauften die Manager Hauck & Kaufhäuser Schweiz und nannten es in Arete Ethik Invest AG um.
Also wäre es eigentlich ethischer, das Jahr 2021 als Geburtsjahr anzugeben. Aber he, klappern gehört zum Handwerk, das ist ja bei Swissaid auch nicht anders. Nur: bei Firmen, von denen die NGO nicht unterstützt wird, pflegt sie dann doch einen kritischeren Ansatz.
Übrigens: bei Arete sind noch ein paar Plätzchen frei; wem Entwicklungshilfe zu mühsam ist, kann sich bei dem Vermögensverwalter bewerben:
Allerdings: einen «treuen Kundenstamm» sollte man schon mitbringen. Dann gibt’s aber eine Win-Win-Situation: «Sie konzentrieren sich auf Ihre Kunden – wir kümmern uns um Regulatorik, Buchhaltung, Research, etc.»
Und wer weiss, vielleicht haben auch die Einwohner von Boboye in Niger (Nischee) etwas davon.