Das machte auch in den Medien die Runde: «Bundespräsidentin Viola Amherd hat 47 Schülerinnen und Schüler, die am Abzeichenverkauf teilnehmen, empfangen. Davor führte SWISSAID-Präsident Fabian Molina die Kinder durchs Bundeshaus.»
Man muss auch mal loben: das ist die erste erkennbare Tätigkeit von Molina in diesem Jahr für Swissaid. Er nimmt hier an einer altehrwürdigen Tradition von Swissaid teil: dem Abzeichenverkauf. Der fand schon zum 76. Mal statt.
Allerdings ist es schon längst kein Abzeichenverkauf mehr. Dieses Jahr habe es sich um «handgefertigte und fair produzierte Seifen aus Thailand» gehandelt. Es ist zu hoffen, dass zur Produktion nicht Palmöl verwendet wurde, aber Genaueres weiss man natürlich – wie meist bei Swissaid – nicht.
Über die Herstellung der Seifen hat Swissaid ein nettes Filmchen gedreht:
Auf seiner Webseite behauptet Swissaid: «Der Abzeichenverkauf ist ein Projekt zur Selbsthilfe – und bestimmt auch für Ihre Klasse lehrreich und spannend. Werden Sie Teil der Gemeinschaft! Neu: Die Abzeichen können nun auch mit TWINT bezahlt werden.»
Was daran allerdings Selbsthilfe sein soll, bleibt schleierhaft. Genau wie der Verwendungszweck der so eingenommenen Gelder: «Der Grossteil des Erlöses kommt den SWISSAID-Projekten im Globalen Süden zugute, während 10 Prozent von den Schulklassen selbst verwendet werden dürfen.»
Also für die Gratisarbeit der Schüler, die sie natürlich in ihrer Freizeit verrichten, gibt es eine Kommission von schlappen zehn Prozent. Die anderen 90 Prozent wandern in «Swissaid-Projekte im Globalen Süden». Nun ist der globale Süden ziemlich gross und es gibt einige «Projekte», nur keines in Thailand.
Aber zurück zur Aktivität von Molina. Der hatte sich ein paar Scherze ausgedacht und spielte den Märchenonkel: «Im Parlamentsgebäude fühlt man sich manchmal wie in Hogwarts, der Schule von Harry Potter. Es gibt Balkone mit Türen, die ins Nichts führen. Die Nummerierung der Zimmer ist unlogisch und man kann sich rasch verirren.»
Das ist wahr, allerdings verirrt sich Molina selbst weniger in den Zimmern, sondern bei den Themen seiner unzähligen Vorstösse. Schliesslich führte er die Kinder zur amtierenden Bundespräsidentin Amherd, die sich für die Unterstützung einer privaten NGO reichlich Zeit nahm.
Swissaid schliesst seinen Bericht über diesen Besuch wie einen schlechten Schulaufsatz:
«Zum Abschied gab es Militärschokolade sowie Autogrammkarten und ein Lob von Viola Amherd: «Euer solidarisches Engagement für Kinder, denen es weniger gut geht als euch, ist bewundernswert.» Dieser Nachmittag, voller spannender Eindrücke, wird den Kindern wohl noch lange in Erinnerung bleiben.»
selbstaid.ch hingegen ruft in Erinnerung: laut Geschäftsbericht kassierte Swissaid durch diesen «Abzeichenverkauf» im Jahr 2023 334’186 Franken. Das ist knapp ein Zehntel des Betrags den Swissaid für «Fundraising und allgemeiner Werbeaufwand» ausgibt – 3,44 Millionen Franken. Das ist ein Drittel vom «administrativen Aufwand» in der Höhe von knappe einer Million Franken.
Besonders stossend ist aber, dass die fleißig sammelnden Kinder nicht mal erfahren, wofür genau denn der Erlös ihres Einsatzes verwendet wird. «Projekte im globalen Süden», unverbindlicheres, allgemeineres Wischiwaschi ist kaum möglich.
Es wäre ehrlicher, wenn Swissaid sagen würde: wir geben’s irgendwie irgendwo für irgendwas aus. Genauere Angaben gibt es leider nicht, weil man sowieso nichts davon merkt.